Sonntag, 6. September 2009

Organisierter Kunstraub im Namen der Stasi














Es war der größte Kunstraub der DDR! Am Mittag des 20. September 1977 verschwand aus einer Panzer-Vitrine des Dresdner Stadtmuseums der „Sophienschatz“. 56 goldenen Grabbeigaben (ca. 2,5 Mio. Euro wert) aus den Wettiner-Grüften der 1963 gesprengten Dresdner Sophienkirche. Die Kunst- und Antiquitäten GmbH gehörte zur 1966 gegründeten „Kommerziellen Koordinierung“ (KoKo) der DDR. Vor zehn Jahren tauchten 38 Stücke in Oslo auf. Jetzt führt erstmals eine Spur zu den Tätern: Stasi-Chef Erich Mielke (†2000) ließ das Gold rauben, gegen Devisen verhökern! Zwei Jahre recherchierte die ZDF-Redakteurin Birgit Tanner (32). Heute ist sie sich sicher: „Vieles deutet darauf hin, dass es staatlich organisierter Raub der Stasi war!“ Alles am Diebstahl war mysteriös. LKA--Ermittler Jürgen Oelsner (65): „Es gab damals keine Fingerabdrücke, die Überwachungskamera war manipuliert und der Wachmann just an dem Tag zum Wehrkreiskommando nach Karl-Marx-Stadt bestellt.“ 150 DDR-Kriminalisten verhörten damals 3200 Zeugen – und fanden nichts! Nach Monaten wurde die Akte geschlossen. Als das LKA 1999 Teile des Schatzes beim Osloer Münzhändler Gunnar Thesen (57) beschlagnahmte, kam raus: Er hatte sie aus Kopenhagen von Händler Arne Jacob Becker (†1983). Tanner: „Becker war Mitarbeiter der Kunst- und Antiquitäten GmbH, die zum von der Stasi gelenkten Firmen-Geflecht Kommerzielle Koordinierung (KoKo) gehörte.“ Sie stieß auf den KoKo-Insider Helmut Dohnke (†2009). „14 Tage vor seinem Krebs-Tod im Januar verriet er mir, dass Stasi-Chef Mielke den Raub befohlen hatte. Der Schatz lagerte dann noch rund zwei Jahre in der DDR, bevor er an Becker ging.“ Wo die restlichen 18 Teile des Schatzes (darunter die Königskette aus 1,3 Kilo purem Gold) blieb, ist weiter unbekannt.

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