Sonntag, 6. September 2009

Die Knäste der Stasi-Teil 1- Berlin Hohenschönhausen

Im Zuge der Übergabe sowjetischer Besatzungseinrichtungen an die Verwaltungsbehörden der DDR seit Anfang 1950 wurde das Gefängnis Hohenschönhausen an das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) übergeben, das hier bis zu seiner Auflösung seine zentrale U-Haft-Anstalt betrieb. Im Laufe ihres Bestehens als MfS-Gefängnis wurde die Haftanstalt mehrfach erweitert und umgebaut. Um 1960 ließ die Stasi drei in Hufeisenform angelegte und miteinander verbundene Neubauten auf dem Gelände errichten: Einen Zellentrakt, der im Keller über zwei Gummi-Dunkelzellen verfügte, ein Mehrzweckgebäude und einen Vernehmertrakt, in dem Häftlinge oft stundenlangen Verhören unterzogen wurden. Das »U-Boot«, bis dahin der eigentliche Zellenbau, wurde nur noch vereinzelt, zur Isolationshaft, genutzt. Dieser Trakt diente nun hauptsächlich als Lager- und Materialraum. Im Zuge der Baumaßnahmen des MfS wurden zudem zwei Freiganghöfe errichtet und die frühere Wäscherei der NSV zu einem Haftkrankenhaus umgebaut. Auch zur Zeit der DDR war die Geschichte des Gefängnisses Hohenschönhausen von der Verfolgung politischer Oppositioneller bzw. Verdächtiger geprägt. Die Vorwürfe, die zur Inhaftierung führten, lauteten zumeist auf Boykotthetze, staatsfeindliche Propaganda, Spionage oder Republikflucht. Die Behandlung der Inhaftierten innerhalb der Haftanstalt wandelte sich dabei nach und nach: Der Einsatz physischer Gewalt wich zunehmend psychologischen Methoden. Ein maßgebliches Prinzip der MfS-Haft bestand in der seelischen Zermürbung der Untersuchungshäftlinge durch Orientierungslosigkeit und Isolation. So wussten die meisten Gefangenen nicht, wohin man sie nach ihrer Verhaftung gebracht hatte. Ein direkter Kontakt zur Außenwelt war nicht möglich, und auch innerhalb der Haftanstalt war das Prinzip der Isolation beherrschend. Das Gefühl des Ausgeliefertseins, der Ohnmacht gegenüber einem gleichsam allmächtigen Staatsapparat, bestimmte das Leben der Häftlinge. Das Gelände der Untersuchungs-Haftanstalt war zugleich auch Sitz der Abteilung XIV (Strafvollzug) der Staatssicherheit. In einem direkt angrenzenden Gebäude war die Hauptabteilung IX (Strafrechtliche Ermittlungen) untergebracht.

Die Herkunft der Häftlinge wurde nach der MfS-Übernahme nun noch vielfältiger: Zeugen Jehovas, Spione, Saboteure, Staatsfeinde aller Art und vor allem jene, die der Denunziation zum Opfer gefallen waren, verschwanden hinter den Mauern der Adresse Genslerstraße 66. Vor allem aber landeten immer mehr Kommunisten und Antifaschisten aus den eigenen Reihen in den Zellen, nämlich jene Parteigenossen, die ehrgeizigeren und skrupelloseren Mitstreitern in die Quere gekommen waren und beseitigt werden mußten. Die Revolution fraß ihre eigenen Kinder.
Selbst vor Entführungen ausländischer Staatsbürger schreckte das MfS nicht zurück, wie das Beispiel des Westberliner Rechtsanwalts Walter Linse zeigt, der 1952 in Westberlin gekidnappt und von dort nach Hohenschönhausen entführt wurde. Weitere bekannte Häftlinge, die vor allem bundesweit Schlagzeilen machten, waren Walter Janka, der damalige Leiter des Aufbau-Verlags, der Philosoph Wolfgang Harich und der Publizist Rudolf Bahro. Insbesondere Ende der Achtziger Jahre, also kurz vor dem Ende der DDR, wurden die Inhaftierung der bekannten Dissidenten Bärbel Bohley, Vera Wollenberger, Freya Klier und Stephan Krawzcyk besonders heftig kritisiert – und zwar nicht nur von der westdeutschen Presse und westdeutschen Politikern, sondern zunehmend auch innerhalb der DDR-Bevölkerung, die nicht länger bereit war, die ausufernde Willkür hinzunehmen, was nicht zuletzt auch zu den großen Montagsdemonstrationen geführt hat.

(Bilder: Andre Günther)



Ein Verhörzimmer.














Folterinstrumente.










Auch vor Entführungen schreckte die Stasi nicht zurück. Auf dem Bild zu sehen, ein extra dafür hergerichtetes Auto.




Zellentrakt.











Der "Tigerkäfig".

















Eine Zelle.






Wachturm Berlin Hohenschönhausen.

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