Dienstag, 20. Oktober 2009

Stasiopfer berichten - Teil 9 - Familie Walther und die "Aktion Ungeziefer"


Im folgenden Text erzählt die Familie Walther ihr Schicksal in Zeiten der Zwangsumsiedlungen unter dem Decknamen "Ungeziefer" und "Kornblume".


Gesetzliche Grundlagen für Zwangsaussiedlungen aus dem Gebiet entlang der Zonengrenze waren die am 26. Mai 1952 durch den Ministerrat der DDR verabschiedete "Verordnung über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und den westlichen Besatzungszonen" und der Befehl 38/52 der Hauptverwaltung Deutsche Volkskpolizei. In der Verordnung wurde das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) beauftragt, "unverzüglich strenge Maßnahmen zu treffen für die Verstärkung der Bewachung der Demarkationslinie, um ein Eindringen von Diversanten, Spionen, Terroristen und Schädlingen zu verhindern.".


Während die Arbeiter der Maschinen-Traktoren-Stationen (MTS), die Bauern und Waldarbeiter gezwungenermaßen mit dem Pflügen und Roden eines zehn Meter breiten Streifens, dem Aufstellen von Schildern zur Markierung der 500-Meter-Schutzzone und der 5-Kilometer-Sperrzone begannen, wurden mit Hilfe der Spitzelunterlagen der Volkspolizei und des MfS die Listen der auszusiedelnden Personen erarbeitet.

Von allen diesen Veränderungen bekamen wir nur den sichtbaren Teil mit, nämlich die Befestigung der Zonengrenze. Wir wußten auch nicht, dass über jede Person, die in der 5-Kilometer-Zone wohnte, eine Karteikarte von der Volkspolizei geführt wurde. Waren wir wirklich so naiv oder wollten wir nichts davon hören und sehen, weil es schwer ist, mit dem Gedanken zu leben, dass alles, was gesagt, getan oder auch nur am Stammtisch erzählt wurde, festgehalten wird? Außerdem gab es im Frühjahr soviel Arbeit auf dem Bauernhof, dass wohl kaum jemand über politische Zustände nachdachte.

Die ungewohnte Betriebsamkeit, das Umackern der Felder und Wiesen direkt an der Grenze, die Hektik, welche die Volkspolizei erkennen ließ, machte uns allerdings schon unruhig. Aber immer noch dachte jeder, uns kann doch nichts passieren, haben wir doch niemanden erschossen oder sonst jemandem geschadet. Es wurde immer deutlicher, dass in den Zeitungen und im Radio ganz auffällig eine Hetze gegen die Bundesrepublik anlief. Dass das MfS und die VP unter Teilnahme der örtlichen Staatsorgane in Übereinstimmung mit oben genannter Weisung eine Säuberung von "feindlichen, kriminellen und verdächtigen Elementen" durchführte, bezogen wir aber keinesfalls auf uns. Zu der Zeit wussten wir noch nichts von der Zwangsaussiedlungen von Familien in Sachsen und in Mecklenburg, die schon Mitte bis Ende Mai stattfanden.

Der 5. Juni 1952, ein Wochentag nach Pfingsten, war für mich ein Tag wie jeder andere. Ich musste um 6.00 Uhr aufstehen, mich anziehen, dann in der Gaststube die Stühle auf die Tische stellen und den Fußboden fegen. Das war meine tägliche Aufgabe, bevor ich das Fahrrad heraus holte, um in die Kreisstadt ins Gymnasium zu fahren. An diesem 5 .Juni war aber alles ganz anders. Die Eltern kamen völlig verstört aus dem Stall in die Küche und sagten, heute brauchte ich nicht in die Schule zu fahren, wir müssten weg. Ich begriff gar nichts und sagte: "Was soll das heißen, wir müssen weg, wohin sollen wir, und warum denn?" Die Eltern zuckten nur mit den Schultern und berichteten, dass heute um fünf Uhr in der Früh ein Polizist da war, der die Ausweise mitnahm, und ihnen ein Schriftstück vorlas, nach dem wir innerhalb vierundzwanzig Stunden das Dorf zu verlassen hätten. Weder ich noch meine Eltern begriffen die Tragweite des Schreibens. Das konnte doch nur ein Irrtum sein. Erstmal müssten die Kühe gemolken und gefüttert und die Schweine und Hühner versorgt werden, dann würde sich hoffentlich diese komische Sache aufgeklärt haben. Wir hatten doch nichts verbrochen und außerdem muß in einer Demokratie ein Gericht beurteilen, ob jemand eingesperrt oder anderweitig bestraft werden soll. Wir lebten doch in einer Deutschen Demokratischen Republik, in der es keine willkürlichen Strafen gibt, also konnte nur ein Missverständnis vorliegen. So waren unsere Überlegungen und ich fuhr also nicht in die Schule, sondern begab mich auf die Dorfstraße, wo helle Aufregung herrschte.

Aus jedem Anwesen kamen die Männer heraus und sagten, das ganze Dorf müsse geräumt werden, es würde sicher Krieg geben. Die SED-Presse hatte schon immer prophezeit, dass die Amerikaner bereit stehen, um die Grenze mit Panzern zu überfahren und die kleine Deutsche Demokratische Republik dem großen Westdeutschland einzuverleiben. Schon über Wochen standen solche Vermutungen und Befürchtungen in der Tageszeitung, wo diese reißerische Kriegspropaganda immer wieder auf der ersten Seite präsentiert wurde und zwar so oft, dass keiner es mehr ernst nahm.

Inzwischen kamen im Laufe des Vormittags Polizisten in großer Zahl ins Dorf und gaben den betroffenen Familien Anweisung, persönliche Sachen einzupacken, denn es kämen Lastwagen, die uns und unsere Möbel nach der nächsten Bahnstation, nach Sonneberg fahren werden. Um das Vieh sollten wir uns nicht kümmern, es werde alles geregelt. Fassungslos standen die Eltern herum und erfuhren erst im Laufe des Tages, dass nicht alle Häuser geräumt werden sollten, sondern nur ausgesuchte Familien abtransportiert würden.
Unsere Nachbarn, es waren auch unsere Verwandten, gehörten ebenfalls zu diesen ausgesuchten Familien, ebenso wie unsere Nachbarn zur anderen Hofseite. Die Männer, die die Entscheidungen in den Familien trafen, waren sich einig, dass diese ganze Aktion mit der Grenze zu tun hat und nur eine vorübergehende Sache sein könnte. Sie wollten erst einmal der Anordnung der Regierung nachkommen, denn es würde sich herausstellen, dass keiner etwas verbrochen hat, das eine schwerwiegende Strafe rechtfertigt. Außerdem gäbe es ja auch noch Gerichte und man würde sich zu wehren wissen.

Sicher nicht nur bei uns wurde an diesem Tag nichts gekocht, auch nichts gegessen. Wir waren unfähig, dieses Ereignis zu begreifen, geschweige es richtig einzuordnen. Den Hof und das Haus verlassen, das war nur im Todesfall denkbar. Bauern sind traditionsbewusst, handeln immer im Sinne von Vorfahren und bedenken das Leben der Nachkommen. Mein sonst so tatkräftiger Vater ging mit hängenden Armen durch alle Zimmer des Hauses, in den Stall, in die Scheunen, in den Garten, ohne etwas zu tun oder zu sprechen. Die Mutter stand mit Nachbarinnen wieder in der Küche. Sie machten sich Gedanken, was nun werden wird, ob wir etwa nach Sibirien oder nur an die polnische Grenze als Landarbeiter kämen. Schlagartig kam uns die Prophezeiung der Frau Janik aus Estland in den Sinn. Sollte sie damit recht haben, dass man unter dem sowjetischen System nicht leben kann. Die Frauen waren es auch, die erwogen, nachts nach Neustadt, also nach Bayern zu flüchten. Noch hatten wir nichts eingepackt, es war Sommer, vielleicht brauchte man aber auch keine Winterkleidung, meinten wir doch, dass wir sicher wieder zu Hause sind, bis die kalte Jahreszeit da ist. Ratlos standen wir herum, ich nahm auf jeden Fall meine Schultasche an mich. Noch immer war im Dorf eine Stimmung wie vor Ankunft der Amerikaner zum Kriegsende 1945. Es gab zahlreiche Überlegungen, was wohl werden wird, ob die restlichen Familien am nächsten Tag auch weg müssen oder in einem Monat. "Wenn ein Krieg vor der Tür steht, habt ihr es besser, ihr seid weg, aber wir hier unmittelbar hinter der Grenze werden vielleicht in Kämpfe verwickelt werden." So schwappten Befürchtungen und Ahnungen hin und her.

Dann kam gegen Abend Vaters Cousine Edelgard zu uns und fing an, Bettzeug, Federbetten und Decken in Säcke zu stopfen. Wir sahen zu, als ob es uns nichts anging. Sie war eine energische junge Frau und fragte, ob wir etwa auf kaltem Fußboden schlafen wollten. Es sei egal, wo wir hingebracht würden: Betten zu haben sei das Wichtigste. Sie brachte auch Körbe von zu Hause mit, in denen stapelte sie Töpfe und Geschirr und verpackte alles mit Handtüchern. Mir drückte sie einen Leinensack in die Hand und befahl mir, meine Unterwäsche, meine Kleider und Schuhe darin unterzubringen. Ich tat es und packte auch für meine Schwester einen Sack voll. Für meine Mutter und meinen Vater übernahm Edelgard das Einpacken. Meine Mutter suchte Bilder, mein Vater saß mit hängendem Kopf auf dem Brunnentrog im Hof und weinte. Das hat mich am meisten erschüttert! Habe ich doch meinen Vater in sehr unterschiedlichen Situationen erlebt. Ein Mann, der den Krieg mitgemacht hatte, der voller Ideen war für die Zukunft, saß da und weinte! Er war 45 Jahre alt und war doch voller Pläne. Aber so ein Ereignis war von niemandem im ganzen Dorf vorhergesehen worden.

Heute wissen wir, dass es in jedem Dorf im Grenzgebiet Personen gab, die die Familien auswählten, die also bestimmten, welche Familien zwangsausgesiedelt werden sollten. Jetzt weiß ich, dass diese Aktion unter dem Decknamen "Ungeziefer" lief und die Menschen an der Zonengrenze einschüchtern und für die weiter Umgestaltung der Landwirtschaft im Sinne der SED gefügig machen sollte. Die Auswahl der zwangsauszusiedelnden Personen oblag in erste Linie der Volkspolizei, denn die führte über jede Person Unterlagen, in denen Äußerungen oder Meinungen von jedem festgehalten wurden. Hinzugezogen wurden die örtlichen Organisationen, wie Parteigruppe, Gewerkschaftskader, inoffizielle Mitarbeiter des MfS und der Bürgermeister.

In unserem Dorf hatten elf Familien diesen Befehl der Regierung erhalten, darunter die zwei Gastwirte, also unsere Familie und die Familie Knauer. Am 6. Juni 1952 wurden 29 Personen in Lastwagen nach Sonneberg zum Abtransport gebracht. Dies hört sich sehr sachlich an, war aber für alle eine schlimme Situation, ein totaler Einschnitt in ihrem Leben und eine Lebenswende nicht zum Besseren. Es war ein Lebensbruch, nach dem sich jeder neu orientieren mußte.- Dies haben wir zu dieser Zeit natürlich noch nicht erfasst. Die unmittelbaren Ereignisse ließen uns nicht so weit denken.

Wie wir die letzte Nacht in unserem Haus verbracht haben, kann ich mich nicht mehr erinnern. Nachdem meine Eltern das letzte Mal im Stall waren, um die Tiere zu versorgen, gingen sie auf die Straße und gaben den Volkspolizisten, die immer anwesend waren, alle Schlüssel. Wir betraten das Haus nicht mehr und schlossen es auch nicht ab.


Am Morgen des 6. Juni stand ein LKW vor unserem Haus und wir erhielten den Befehl, Möbel und persönliche Sachen aufzuladen und dann selbst auf die Ladefläche des LKW zusteigen, um abtransportiert zu werden. Immer noch wußte niemand, wohin wir gebracht werden. Gerüchte und Vermutungen jagten uns Angst ein. Ist es vielleicht Buchenwald oder etwa ein anderes Internierungslager jenseits der Oder/Neiße Grenze? Wieder konnten wir keine Hand rühren, wir standen davor und Nachbarn luden unsere Möbel auf. Wieder war es Edelgard, die bestimmte, was mitgenommen werden soll, was eine Familie ungedingt brauchte.

Verwandte und Nachbarn standen um uns herum, die blanke Angst in den Augen, daran denkend, wie es weitergehen sollte, ob sie auch abgeholt würden. Als wir auf den LKW aufgestiegen und zwischen vier Bettgestellen, einem Tisch und vier Stühlen, einem Kleiderschrank, der Nähmaschine und dem Küchenschrank einen Platz zum Sitzen gesucht hatten, weinten alle Leute auf der Straße und wir auch. Nachdem sich der LKW in Bewegung gesetzt hatte, winkte niemand. Alle verzogen sich in ihre Häuser und machten die Tür fest hinter sich zu.

Von jedem Ort, der innerhalb der 5-Kilometer-Zone lag, fuhren an diesem Tag die LKWs zur Bahnstation, beladen mit Möbeln und verstörten Menschen. Die Dörfer, die wir durchfuhren, waren wie ausgestorben. Niemand war auf der Straße, auf dem Hof oder am Fenster zu sehen. Alles wirkte unbewohnt. Nicht nur wir auf den LKWs hatten große Angst, wohin es gehen wird, auch die Zurückgebliebenen wollten sich das Bild des Abtransports nicht im Gedächtnis einprägen. Sie wollten nichts sehen und hören. Der Mensch kann auch nur ein bestimmtes Maß an Unglück ertragen, wird es überstiegen, setzt eine Verdrängung des Geschehenen und Gehörten ein. Man will und kann nicht mehr hinsehen. So war es auch an diesem schönen Sommertag des 6. Juni 1952.

Unser Abtransport ins Ungewisse setzte am späten Nachmittag ein. Den Güterwaggon teilten wir mit unseren Verwandten und Nachbarn gleichen Familiennamens. Der Zug hielt oft, aber immer in unbewohnten Gegenden, so dass wir nicht wussten, wo wir uns befanden. Nachts um 2:30 Uhr hielt der Güterzug, die Türen wurden geöffnet und wir stiegen aus. Wir befanden uns auf dem Güterbahnhof in Göschwitz, also noch in Thüringen. Alle atmeten auf; Gott sei dank war es nicht an der polnischen Grenze zu Russland. Noch wusste keiner, ob es für uns Endstation oder nur ein Zwischenaufenthalt war. Polizisten luden die Waggons aus. Wieder standen unsere wenigen Möbel auf einem Bahnhof. Nun kamen LKWs, Polizisten verfrachteten jede Familie mit ihren Möbeln und dann ging es in die Nacht hinaus. Wir fuhren zwischen 2 und 3 Uhr morgens bei völliger Dunkelheit in ein Dorf, der LKW hielt vor der Kirche. Fenster in Wohnhäusern öffneten sich, verschlafene Frauen schauten heraus und sahen mitten in der Nacht einen Lastkraftwagen in ihrem Dorf halten, der mit Möbeln und mit einer Familie beladen war. Der Fahrer erkundigte sich nach dem Weg zu der Adresse, die er anzufahren hatte: "Behelfsheim 24".

Eine der Frauen bot uns an, dass das Kind, sie meinte meine Schwester, in ihrem Haus die Nacht abwarten könne. Meine neunjährige Schwester wollte nicht alleine weg von den Eltern. Sie hatte Angst. Der Fahrer fand schließlich nach langem Suchen in der Nacht den Weg zum "Behelfsheim". Es war eine Barackensiedlung, die sich außerhalb des Ortes Lobeda an einem Berghang befand. Ehemals waren es Unterkünfte für Kriegsgefangene, die in Deutschland in Fabriken arbeiten mussten. Zu diesem Barackenlager führte nur ein leidlich befestigter Feldweg, den der LKW mit Mühe befahren konnte. An einer Baracke, in einer Reihe gleich ausssehender Unterkünfte war Endstation. Noch war es dunkel. Auf Geheiß des Fahrers stiegen wir aus. Ungläubig sahen wir unser künftiges Zuhause an, es sah eher wie ein Schuppen aus. Trotzdem begannen wir, unsere Möbel in das Gebäude zu tragen. Licht war vorhanden. Zwei Räume mit je einem Fenster, einem Herd, aber ohne Wasseranschluß - das war nun unsere Wohnung. Diese unzumutbaren Verhältnisse machten meinen Eltern eigentlich Hoffnung. Sie dachten, dass in so einer Baracke keine Familie den Winter aushalten kann, also würde es nur eine vorübergehende Unterkunft sein.

Als erstes wurden in der Nacht noch die vier Betten aufgebaut, wurde das Bettzeug aus den Säcken genommen und meine übernächtigte Schwester schlafen gelegt. Als es Tag wurde, sahen wir die ganze Barackensiedlung und waren erstaunt, dass sie von Heimatvertriebenen aus den Gebieten jenseits der Oder/Neiße oder dem Sudetenland bewohnt war. Diese Familien, die doch eigentlich nur vorübergehend in den Baracken untergebracht waren, lebten bereits mehrere Jahre dort. Sie hatten sich die Unterkunft winterfest gemacht und hofften immer noch auf eine bessere Bleibe, denn Wohnungen konnte man diese Baracken nicht nennen. Dort stellten wir nun unsere wenigen mitgebrachten Möbel auf und richteten die zwei kleinen Räume einigermaßen "wohnlich" ein. Das schönste an dieser Barackensiedlung war die Lage. Wir schauten weit in das Saaletal, im Rücken war ein Kalkberg, bewachsen mit Trockenrasen und einzelnen Büschen und Pflanzen.
Meine Eltern hatten keine Vorstellung, wie es nun weiter gehen sollte. Als erstes versuchte meine Mutter, den eisernen Ofen anzuzünden, aber womit? Wir hatten weder Kohle noch Holz, doch vier Personen wollten essen und trinken. Eine zentrale Wasserstelle fanden wir am Ende des provisorischen Weges. Wir hatten aber nicht einmal Eimer mitgenommen. Edelgard hat sie vergessen. Die Nachbarn, Bewohner der anderen Baracken, waren sehr hilfreich, sie brachten uns zu essen und zu trinken. Zum ersten Mal in ihrem Leben waren meine Eltern gezwungen, einen Broterwerb außerhalb des Hauses zu suchen. Bargeld hatten sie wenig, da wir daheim nach der Währungsreform eine neue Gartenmauer zur Straße hin hatten bauen lassen, eine sehr schöne Mauer aus Steinacher Granit. Dadurch war das Konto nahezu aufgebraucht.

Von der Stadt Jena bekamen wir ein Übergangsgeld und die Lebensmittelkarten ausgehändigt.
Mein Vater erkundigte sich, ob jemand in der Nähe einen Fleischermeister einstellen würde. Es war aber in der DDR die Zeit der Enteignungen der kleinen Geschäftsleute und man war froh, im ehemals eigenen Geschäft als Meister angestellt zu werden. Als letztes blieb noch der Schlachthof in Jena. Unser Vater fing am 1. 7. 1952 im VEB Schlachthof an zu arbeiten, aber nicht als Meister, sondern als Hilfsarbeiter. Das war die weitere Demütigung, die er hinnehmen musste. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass es nur ein Provisorium sein konnte.

Quelle: http://www.familientagebuch.de/



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