Über 10.000 Menschen wurden im Rahmen von zwei großen Aktionen an der innerdeutschen Grenze auf Geheiß der DDR-Regierung 1952 (Deckname "Ungeziefer") und 1961 (Deckname "Kornblume") aus ihren Dörfern - wie es geschönt hieß - "ausgesiedelt". Außerdem wurden bis in die siebziger Jahre, nachdem auch noch die letzten Bewohner zermürbt und vertrieben worden waren, viele dieser Dörfer, die den DDR-Machthabern zu nahe an der "Staatsgrenze-West" standen, dem Erdboden gleichgemacht. Alle diese Dörfer lagen in der sogenannten "Sperrzone". Die Gesamtfläche dieses 5-km Sperrgebietes entlang der 1394 km langen Grenze betraf über 3.000 qkm, das waren ca. 2,8 % des Gebietes der DDR, mehr als die Fläche des Großherzogtums Luxemburg.
Die Lkw kamen im Morgengrauen mit gedrosseltem Motor. Von den Pritschen sprangen bewaffnete Volkspolizisten herunter, drangen in die Häuser des kleinen Ortes vor und gaben knappe Anweisungen: "Fertig machen. Sachen packen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit müssen Sie den Grenzkreis sofort verlassen." Die Menschen durften schnell noch ein paar Habseligkeiten zusammensuchen, dann wurden sie auf die Lkw verladen und in hastig errichtete Notquartiere in der gesamten DDR gebracht. So wie die 100-Seelen-Gemeinde Stresow, 45 Kilometer nordwestlich von Magdeburg an der Elbe gelegen, wurden ab Mai 1952 Hunderte Dörfer zwischen Rhön und Ostsee entvölkert. Sie hatten in den Augen der Staatssicherheit einen entscheidenden Makel – sie lagen zu nah an der Grenze zum Westen. Der Tarnname der Zwangsumsiedlungsaktion war: "Aktion Ungeziefer". Sie war minutiös geplant und galt als "geheime Verschlusssache". Eine gesetzliche Grundlage für diese Aktion existierte nicht. Sie basierte lediglich auf Befehlen und Weisungen des Ministers für Staatssicherheit Wilhelm Zaisser und stand in krassem Gegensatz zur DDR-Verfassung. Aber die Staatssicherheit hatte die Hoheit über das Grenzregime.
Auslöser für die Zwangsumsiedlungen war die Verordnung des Ministerrates der DDR vom 26. Mai 1952 "über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands", die einen zügigen Ausbau der innerdeutschen Grenze vorsah. Es wurden Wachtürme errichtet, mannshohe Zäune gezogen und ein 500 Meter breiter Schutzstreifen angelegt, der nur bei Tageslicht und mit einem Sonderausweis betreten werden durfte. Der gesamte Grenzraum bis zu einer Tiefe von 5 Kilometern wurde zur "Sperrzone" erklärt.
Anfänglich richtete sich die Zwangsumsiedlung nur gegen "feindliche, verdächtige und kriminelle Elemente", die schnellstmöglich aus dem Grenzbereich entfernt werden sollten. Das konnten Bauern sein, die sich der Kollektivierung widersetzten, Personen "mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr" oder einfach politisch Missliebige. Der Rahmen war von der Staatssicherheit weit gespannt. Nicht selten genügten aber auch Denunzierungen, um auf die Liste der "feindlichen Elemente" gesetzt zu werden. Im weiteren Verlauf der Zwangsumsiedlungsaktionen wurden ganze Dörfer und Gemeinden im Grenzgebiet entvölkert. Von der "Aktion Ungeziefer" waren in den 1950er-Jahren etwa 10.000 Menschen betroffen, von der "Aktion Kornblume" im Jahr 1961 noch einmal etwa 2.000. Mehr als 3.000 Menschen entzogen sich der Umsiedlung durch Flucht in den Westen. Doch selbst in den 1970er und 1980er Jahren gab es noch vereinzelte Zwangsumsiedlungen aus dem Grenzgebiet.
Für die Zwangsumgesiedelten war der Abtransport aus ihren Häusern in den meisten Fällen ein Abschied auf Nimmerwiedersehen. Die entvölkerten Dörfer wurden im Zuge des weiteren Ausbaus der Grenzsicherungsanlagen oft dem Erdboden gleich gemacht - wie auch das Dörfchen Stresow an der Elbe. Gleichzeitig hatte die Staatssicherheit sämtlichen Betroffenen dringlich nahe gelegt, Stillschweigen über das Geschehene zu wahren. Eine Entschädigung für den Verlust von Häusern und Höfen war nicht vorgesehen.
Folgende Dörfer wurden zu DDR-Zeiten zerstört, nachdem ihre Einwohner vertrieben worden waren. Es handelt sich hierbei nur um eine Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Die Lkw kamen im Morgengrauen mit gedrosseltem Motor. Von den Pritschen sprangen bewaffnete Volkspolizisten herunter, drangen in die Häuser des kleinen Ortes vor und gaben knappe Anweisungen: "Fertig machen. Sachen packen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit müssen Sie den Grenzkreis sofort verlassen." Die Menschen durften schnell noch ein paar Habseligkeiten zusammensuchen, dann wurden sie auf die Lkw verladen und in hastig errichtete Notquartiere in der gesamten DDR gebracht. So wie die 100-Seelen-Gemeinde Stresow, 45 Kilometer nordwestlich von Magdeburg an der Elbe gelegen, wurden ab Mai 1952 Hunderte Dörfer zwischen Rhön und Ostsee entvölkert. Sie hatten in den Augen der Staatssicherheit einen entscheidenden Makel – sie lagen zu nah an der Grenze zum Westen. Der Tarnname der Zwangsumsiedlungsaktion war: "Aktion Ungeziefer". Sie war minutiös geplant und galt als "geheime Verschlusssache". Eine gesetzliche Grundlage für diese Aktion existierte nicht. Sie basierte lediglich auf Befehlen und Weisungen des Ministers für Staatssicherheit Wilhelm Zaisser und stand in krassem Gegensatz zur DDR-Verfassung. Aber die Staatssicherheit hatte die Hoheit über das Grenzregime.
Auslöser für die Zwangsumsiedlungen war die Verordnung des Ministerrates der DDR vom 26. Mai 1952 "über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der DDR und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands", die einen zügigen Ausbau der innerdeutschen Grenze vorsah. Es wurden Wachtürme errichtet, mannshohe Zäune gezogen und ein 500 Meter breiter Schutzstreifen angelegt, der nur bei Tageslicht und mit einem Sonderausweis betreten werden durfte. Der gesamte Grenzraum bis zu einer Tiefe von 5 Kilometern wurde zur "Sperrzone" erklärt.
Anfänglich richtete sich die Zwangsumsiedlung nur gegen "feindliche, verdächtige und kriminelle Elemente", die schnellstmöglich aus dem Grenzbereich entfernt werden sollten. Das konnten Bauern sein, die sich der Kollektivierung widersetzten, Personen "mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr" oder einfach politisch Missliebige. Der Rahmen war von der Staatssicherheit weit gespannt. Nicht selten genügten aber auch Denunzierungen, um auf die Liste der "feindlichen Elemente" gesetzt zu werden. Im weiteren Verlauf der Zwangsumsiedlungsaktionen wurden ganze Dörfer und Gemeinden im Grenzgebiet entvölkert. Von der "Aktion Ungeziefer" waren in den 1950er-Jahren etwa 10.000 Menschen betroffen, von der "Aktion Kornblume" im Jahr 1961 noch einmal etwa 2.000. Mehr als 3.000 Menschen entzogen sich der Umsiedlung durch Flucht in den Westen. Doch selbst in den 1970er und 1980er Jahren gab es noch vereinzelte Zwangsumsiedlungen aus dem Grenzgebiet.
Für die Zwangsumgesiedelten war der Abtransport aus ihren Häusern in den meisten Fällen ein Abschied auf Nimmerwiedersehen. Die entvölkerten Dörfer wurden im Zuge des weiteren Ausbaus der Grenzsicherungsanlagen oft dem Erdboden gleich gemacht - wie auch das Dörfchen Stresow an der Elbe. Gleichzeitig hatte die Staatssicherheit sämtlichen Betroffenen dringlich nahe gelegt, Stillschweigen über das Geschehene zu wahren. Eine Entschädigung für den Verlust von Häusern und Höfen war nicht vorgesehen.
Folgende Dörfer wurden zu DDR-Zeiten zerstört, nachdem ihre Einwohner vertrieben worden waren. Es handelt sich hierbei nur um eine Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
- Bardowieck, Kreis Grevesmühlen
- Billmuthausen, Kreis Hildburghausen
- Broda, Kreis Ludwigslust
- Dornholz, Kreis Schleiz
- Erlebach, Kreis Hildburghausen
- Grabenstedt, Kreis Salzwedel
- Hammerleithen, Kreis Plauen
- Heiligenroda, Kreis Bad Salzungen
- Jahrsau, Kreis Salzwedel
- Kaulsroth, Kreis Sonneberg
- Korberoth, Kreis Sonneberg
- Lankow, Kreis Schönberg
- Leitenhausen, Kreis Hildburghausen
- Lenschow, Kreis Grevesmühlen
- Liebau, Kreis Sonneberg
- Lieps, Kreis Hagenow
- Neuhof, Kreis Gadebusch
- Neu Gallin, Kreis Hagenow
- Niederndorf, Kreis Bad Salzungen
- Ruppers, Kreis Meiningen
- Schmerbach, Kreis Meiningen
- Schwenge, Kreis Bad Salzungen
- Stöckigt (nur Ortsteil), Kreis Plauen
- Stresow, Kreis Salzwedel
- Vockfey bei Neuhaus, Kreis Hagenow
- Wehningen (nur Ortsteil), Kreis Ludwigslust
- Zarrentin-Strangen, Kreis Hagenow
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